Stelvio-Marathon

20. Juni 2017 Aus Von Non-Stop-Ultra
Schon seit einigen Jahren wollte Adalbert Grüner über die berüchtigten Kehren die Passstraße hoch zu Stilfserjoch mit dem Fahrrad fahren. Es hat aber zeitlich nie geklappt. Nun wurde am 17. Juni zum ersten Mal der Stelvio-Marathon angeboten. Also beschloss Adalbert, zu Fuß hoch zu laufen.
                
Es sollte sein 155. Marathon und etwas besonderes werden. Laut Ausschreibung lief man die ersten 16km um den Ort Prad (900m hoch) am Stilfserjoch. Dann ging es hoch und zum Abschluss über die Serpentinen zum Stilfserjoch.
Am Samstag um 8:30 Uhr war der Start. Nach 8 Stunden war Zielschluss. Keine Wolke am Himmel, herrliches Freibadwetter. Adalbert Grüner lief im 6min/km- Schnitt los. Bei 10km war eine Stunde und bei 15km 1:30h um. Da lief noch alles nach Plan. Die Strecke war sehr gut ausgeschildert und es gab viele Verpflegungsstellen mit Wasser, Elektrolytgetränken, Cola und Obst.
                               
Aber dann ging es los. Es wurde sehr steil. Schmale Waldpfade und Schotterwege sorgten für einen ständigen Rhythmuswechsel. Bei der Prader Alm und der Furkelhütte hatte man schon 2000 Höhenmeter erreicht. Nun ging es über den Goldseeweg, ein hochalpiner Wandersteig, auf 2500 Höhenmeter. Nach einem längeren Stück auf dem schmalen Gebirgspfad führte die Strecke rund 300hm abwärts zur Kehre Nr. 25, der legendären Stilfserjochstraße. Besonders dieses Bergabstück machte Adalbert große Schwierigkeiten. Man musste über Steine springen und über sehr steile, schmale Schotterwege runterlaufen. Das ist wohl kein Problem, wenn man jünger ist und auf der einen Seite nicht der Abgrund mit ein paar hundert Metern droht. Hier verlor Adalbert Grüner viel Zeit und hoffte endlich auf Asphalt.
                               
Bei einer Verpflegungsstation wurde ihm mitgeteilt, dass es noch 1 km bis zur Passstraße ist und er hätte noch 15 min Zeit, um nicht aus der Wertung zu fallen. „Kein Problem“, dachte Grüner. Doch es ging so steil runter auf unebenen Untergrund, dass an Laufen nicht zu denken war. An der Passstraße angekommen, war er der letzte Läufer, der noch die 7Km bis zum Ziel in Angriff nehmen durfte. Aber nach 8 Stunden war Zielschluss.  Nur noch 7Km, aber schon 6:30 Std. in den Beinen und über 1600 Höhenmeter hinter sich, und jetzt noch 25 Kehren bis zum Ziel. Von 2100m auf 2757m – das bedeutete fast 100hm für jeden der 7Km. Und das alles in 90min. Jetzt galt es zu zeigen, ob man seine noch vorhandenen Kräfte einteilen kann. Adalbert Grüner lief erst mal los. Alle anderen Mitbewerber sind hier nur noch gegangen. Für den ersten Kilometer brauchte er 10min. Das ließ hoffen. Pro Kilometer waren es 3-4 Kehren. Den nächsten Kilometer schaffte Adalbert wieder in 10min. Man durfte nur nicht nach oben zum Ziel schauen. Das schien unerreichbar weit oben. Weiter, nicht nachdenken, den Schritt halten. Nur noch 10 Kehren!
                 
Bei Kilometer 40 schaffte er immer noch 10min für jeden Kilometer. Nun hätte man vielleicht gehen können, aber jetzt wollte es Grüner wissen. „Kann ich bis ins Ziel durchlaufen?“ , fragte er sich. Gefühlt wurden die Kilometer immer länger. Endlich war er nach 42km, auf 2757 Höhenmetern und nach 7:41:56 Std oben im Ziel.
           
Besonders stolz war Grüner auf die letzten 7Km. Alle in 10min und über 50 Mitläufer noch überholt! Oben auf der Passhöhe warteten ein paar Hundert Motorradfahrer, dass die Straße wieder für den Verkehr freigegeben wird, um runterzurasen. Grüner nahm den Schuttlebus des Veranstalters und wurde in Prad von seiner Frau glücklich empfangen.