Carsten Drilling

20. Juli 2019 Aus Von Non-Stop-Ultra

»Es war immer mein Traum, einmal am ältesten 100-Meilen-Lauf der Welt teilzunehmen«, sagt Carsten Drilling. Der Brakeler, der mit seiner Familie in Zürich lebt, hat sich diesen Traum jetzt erfüllt.

Dabei musste er im Vorfeld nicht nur die sportliche Qualifikationshürde nehmen, sondern brauchte auch noch jede Menge Losglück. »Der Lauf ist in der Ultra-Szene inzwischen so beliebt, dass die Startplätze unter allen Athleten, die die Qualifikation geschafft haben, verlost werden«, erzählt Drilling. Knapp 6000 Extrem-Läufer waren im Topf. Auf 369 Teilnehmer ist das Rennen limitiert. Umso größer war dann die Freude, als der Brakeler seine Startzusage bekam.

Der Western States Endurance Run ist ein 100 Meilen (also 161 Kilometer) Ultramarathon, der jährlich in der Sierra Nevada in Kalifornien ausgetragen wird. »Der Startschuss fällt morgens um 5 Uhr im Olympiaskiort Squaw Valley auf etwa 2100 Metern Höhe und endet an der Placer High School in Auburn, Kalifornien. Auf der Strecke sind 5500 Höhenmeter, meistens auf schmalen Pfaden zurückzulegen«, erzählt Carsten Drilling. Neben der extrem langen Distanz und den vielen Höhenmetern stellen Schnee auf den hohen Pässen und Temperaturen von bis zu 40 Grad in den tiefen Tälern große Anforderungen an die Läufer.
Nach dem Hermannslauf Ende April, an dem Drilling im Trikot der Non-Stop-Ultra Brakel Platz 37 im Gesamtfeld belegte, steigerte er seine Trainingsumfänge kontinuierlich. 130 Kilometer pro Woche standen auf dem Programm.
Eine Woche vor dem Rennen reiste er zusammen mit seiner Frau Barbara Drews nach Kalifornien, um sich zu akklimatisieren. Am Rennetag klingelte der Wecker um 3 Uhr. »Das Frühstück bestand aus einer schnellen Tasse Kaffee und einem Nutella-Toast«, schmunzelt der Brakeler. Pünktlich um 5 Uhr ging es beim ersten Sonnenlicht des Tages auf die Strecke.
Carsten Drilling benötigte für den ersten Anstieg zum höchsten Punkt des Rennens etwa eine Stunde. Im ersten Downhill lief er auf eine größere Gruppe auf. »Ausgerechnet diese Gruppe hat danach verlaufen. Wir haben zwar keinen langen Umweg gemacht, trotzdem war es ärgerlich«, berichtet der 46-Jährige, der sich in der Folge stärker auf die Wegweiser konzentrierte. Immerhin hatte er sich die magische 24-Stunden-Marke als Ziel gesetzt. Die Zwischenzeiten zeigten schnell, dass er genau auf Kurs lag. Bei Kilometer 50, nach mehreren Bachquerungen, wechselte der Brakeler seine Schuhe, um für einen langen Lauf abwärts gerüstet zu sein.
»Es war sehr staubig auf der Strecke und wurde im Tagesverlauf immer wärmer«, berichtet er. Ab Kilometer 100 begleitet ihn seine Frau Barbara. »Eine Begleitung ist erlaubt. Sie darf aber nur moralisch unterstützen und an den Verpflegungspunkten helfen, nicht aber während des Laufes Getränke oder Essen reichen«, erklärt Carsten Drilling, der vor zwei Jahren gemeinsam mit Barbara Drews schon 315 Kilometer und 15500 Höhenmeter in mehreren Etappen durch Wales zurückgelegt hat.
Bei Kilometer 128 war die Arbeit für die gebürtige Schwäbin diesmal getan und der Brakeler Falk Gottlob, der aktuell in San Francisco lebt, übernahm die Arbeit des »Pacers«. »Es folgten 33 wellige, sehr unterhaltsame Kilometer durch die Nacht«, so Drilling. Auf den letzten zehn Kilometern überholten die beiden Brakeler noch den einen oder anderen Konkurrenten. Am Ortseingang von Auburn wartete Barbara Drews auf das Duo und es ging den letzten Kilometer zu Dritt ins langersehnte Stadion in Auburn. Carsten Drilling lief mit einer Zeit von 22:12:07 Stunden über die Ziellinie und wurde damit hervorragender 61. im Gesamtklassement.

Am nächsten Tag durfte er sich dann seine silberne Gürtelschnalle abholen. Die bekommen alle Läufer, die unter 24 Stunden bleiben. Das Zeitlimit beträgt übrigens 30 Stunden.

»Wir sind noch ein paar Tage gebleiben und haben Kaliforniens Highlights wie Sacramento, Napa Valley und San Francisco erkundet«, berichtet Carsten Drilling von einer ganz besonderen Laufreise in den USA.