
Bericht von Sebastian Brandt, Deutscher Meister im Bahngehen
Nach mehreren Verletzungen am Knie sowie an Adduktoren und Waden, verbunden mit teils längeren Pausen, habe ich einfach mal die Disziplin gewechselt. Vom Laufen zum Gehen. Die Technik des Gehens habe ich bereits 2003 gelernt und damals bereits an einem 20 Kilometer-Wettkampf teilgenommen.
Auch wenn das Gehen für den ein oder anderen Läufer unnatürlich aussieht, hat mich diese Sportart schon immer interessiert. Abgesehen davon ist sie schonend für die Gelenke und gar nicht so leicht in der Anwendung. Man benötigt ständig den Bodenkontakt, sodass ein Gehrichter keine Flugphase erkennen kann. Die zweite Regel besagt, dass das Knie vom Aufsetzen des vorausschreitenden Beines bis zur aufrechten Stellung dieses Beines gestreckt sein muss. Das erfordert Koordination und Training. Ich kann mich noch gut an meinen ersten Wettkampf vor über 20 Jahren erinnern: Ich wurde nach einer Runde disqualifiziert.
Seit 2023 habe ich wieder das Gehen in mein Training aufgenommen. Zunächst als Alternative zum Laufen. Aber es wurde mehr, sodass ich derzeit gar nicht Laufe.
Nach dem Erfolg im März 2025 in Florida bei der Weltmeisterschaft der Masters mit Mannschaftsgold und einer Zielzeit von 56:08 Minuten über 10 Kilometer, habe ich mehr Wert auf das Tempotraining gelegt. Das heißt 200m- oder 300m-Intervalle auf der Bahn. Dadurch konnte ich meine Bestzeiten steigern. 25:53 Minuten über 5000 Meter sowie 54:41 Minuten über 10 Kilometer.
In Hildesheim am 31. Mai stand die Deutsche Meisterschaft über 5000 Meter an. Die Qualifikationsnorm von 30:45 Minuten hatte ich deutlich unterboten. Natürlich hätte ich gerne eine neue Bestzeit aufgestellt. Aber dafür war es zu warm. Auch wegen der strengen Gehrichter habe ich nach drei Runden das Tempo reduziert. Ich hatte bereits einen Disqualifikationsantrag und eine zusätzliche Verwarnung erhalten. Bei drei Disqualifikationsanträgen hätte es eine Zeitstrafe gegeben, beim vierten Antrag hätte es die Disqualifikation zur Folge gehabt.
So kam ich nach 26:23 Minuten ins Ziel. Dafür gab es die Goldmedaille und eine Urkunde.
Nun wird weiter trainiert, mit dem Ziel den Wochenkilometerschnitt deutlich zu steigern. Im Oktober steht die Europameisterschaft auf Madeira über 10 und 20 Kilometer an.